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Warum scheitern E-Learning-Präsentationen mit PowerPoint?

PowerPoint ist auf jedem Rechner vorinstalliert. Das führt bei vielen zu einem folgenschweren Irrtum: „Habe ich – kann ich.“ Quasi die Präsentations-Version von „Ich habe mal ein Regal aufgebaut – ich bin jetzt Handwerker.“

Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit visueller Gestaltung – und habe in zahllosen Schulungen eines festgestellt: Viele behaupten, sie können PowerPoint. Aber was sie meistens wirklich können, ist: Textbox auf, Text rein – fertig. Genutzt werden vielleicht 10 % der Funktionen. Wenn überhaupt. Gestaltung? Kaum durchdacht. Der Text? Meist ein Fließtext-Monolog – in Arial 8, zweispaltig. Ohne Luft. Ohne Linie.

Wer das verstehen soll, benötigt entweder Superkräfte – oder ist hochmotiviert und inselbegabt. Und mal ehrlich: Wie viele sind bei erzwungenen Lerninhalten hochmotiviert? Richtig. Niemand.

Bei E-Learning-Präsentationen wird das besonders deutlich. Zu viele Inhalte auf einmal, keine klare Struktur, null Dialog. Die Präsentation rauscht vorbei – voller Information, aber ohne Richtung. Ohne Klarheit. Ohne Wirkung.

Und genau da liegt der eigentliche Kern: Bei Präsentationen – vorwiegend im Lernkontext – geht es nicht darum, alles zu zeigen, was man hat. Sondern das Wichtige sichtbar zu machen. Es geht darum, das Rauschen an Informationen einzufangen – und ihm eine sinnvolle Form zu verleihen, die andere verstehen. Eben: rauschsinnig.

Darum geht es in diesem Beitrag. Was E-Learning-Folien so oft schwierig macht. Wie gutes Design helfen kann. Und wie PowerPoint mehr wird als nur eine Folienabfolge – nämlich ein Werkzeug, das Wissen begreifbar macht.

 

Warum digitales Lernen oft scheitert

Digitale E-Learning-Präsentationen haben in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Laut dem Statistischen Bundesamt nutzten im ersten Quartal 2019 mehr als die Hälfte (54 %) der Schülerinnen, Schüler und Studierenden ab 16 Jahren digitale Lernmedien wie audiovisuelle Inhalte, Online-Lernsoftware und elektronische Lehrbücher. Trotzdem bleibt der Lernerfolg häufig hinter den Erwartungen zurück.

Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der kognitiven Überlastung der Lernenden. Die Cognitive Load Theory beschreibt drei Arten kognitiver Belastung, die beim Lernen auftreten können:

  • Intrinsische Belastung: Sie ergibt sich aus der Komplexität des Lernstoffs und hängt vom Vorwissen der Lernenden ab.
  • Extrinsische Belastung: Sie entsteht durch die Art der Präsentation – etwa durch unübersichtliche Folien, irrelevante Inhalte oder ablenkende Gestaltung. Genau diese Art lässt sich durch gutes Design gezielt verringern.
  • Lernbezogene Belastung: Sie ist gewollt – denn sie beschreibt die Anstrengung, die zum tatsächlichen Verstehen führt. Diese Form der Belastung soll bewusst aktiviert und unterstützt werden.

Das Ziel jeder didaktisch sinnvollen Gestaltung sollte also sein, die extrinsische Belastung zu minimieren und gleichzeitig die lernbezogene Belastung zu fördern. Wie das konkret gelingt, zeigt z. B. eine Lehrunterlage der TU Chemnitz, die die wichtigsten Prinzipien aufgreift und die Relevanz gezielter Reduktion betont. (Diese Präsentation der TU Chemnitz selbst ist übrigens ein anschauliches Beispiel für genau das, worüber ich hier schreibe – ich habe mich da mit sehr viel Motivation durchgewühlt. Und ja, dabei auch geseufzt.)

In der Praxis heißt das: Es reicht nicht, Inhalte digital zu präsentieren. Sie müssen auch lerntauglich gestaltet sein – strukturiert, fokussiert, verständlich. Nur dann bleibt das, was vermittelt wird, auch wirklich im Kopf.

 

Wie gutes Design beim Lernen hilft

Design ist kein Beiwerk. Es ist ein integraler Bestandteil von Lernen – vorrangig digital. Denn gerade hier entscheidet nicht nur der Inhalt, sondern wie er präsentiert wird. Und genau an diesem „Wie“ setzt gutes Design an.

Unser Hebel im Design: die extrinsische Belastung

Design ist kein nettes Extra. Es ist Orientierung, Struktur – und ein entscheidender Faktor für Lernerfolg. Im digitalen Lernen zählt nicht nur, was vermittelt wird, sondern vor allem, wie es gestaltet ist. Und genau hier haben Sie als Gestaltende einen echten Hebel: Sie können die Inhalte so aufbereiten, dass sie nicht überfordern, sondern klar verständlich, motivierend und einprägsam sind.

Ein bewährter Ansatz dafür stammt vom Bildungspsychologen Richard E. Mayer. Seine Prinzipien des multimedialen Lernens bilden die Grundlage für effektives Instructional Design. Sie basieren auf kognitiven Lerntheorien und zeigen, wie Lernmaterialien aufgebaut sein sollten, damit sie verstanden, behalten und verarbeitet werden – ohne das Arbeitsgedächtnis unnötig zu belasten (de.wikipedia.org).

Mayers-Prinzipien für E-LearningMayers Prinzipien: Design mit Wirkung in E-Learning-Präsentationen

  1. Multimedia-Prinzip: Text und Bild gemeinsam nutzen
    Menschen lernen besser, wenn Text mit passenden Bildern kombiniert wird. Diese Doppel-Kodierung (visuell + verbal) entlastet das Arbeitsgedächtnis und fördert mentale Modelle. Voraussetzung: Die Bilder müssen den Text unterstützen – nicht ablenken.
    Praxis-Tipp: Ergänzen Sie abstrakte Inhalte mit Diagrammen, nutzen Sie Animationen für Abläufe und veranschaulichen Sie Konzepte mit aussagekräftigen Illustrationen.
  2. Kohärenz-Prinzip: Alles raus, was vom Wesentlichen ablenkt
    Je weniger Ablenkung, desto besser. Zu viel Schmuckgrafik, irrelevante Anekdoten oder dekorative Soundeffekte können das Gehirn überfordern. Der Fokus muss auf den Kerninhalten liegen.
    Praxis-Tipp: Entfernen Sie alles, was nicht zur zentralen Aussage beiträgt – sowohl visuell als auch sprachlich.
  3. Signal-Prinzip: Zeig, was wichtig ist
    Setzen Sie visuelle oder sprachliche Hinweise gezielt ein, um die Aufmerksamkeit auf zentrale Inhalte zu lenken. So erleichtern Sie die Orientierung innerhalb der Lernmaterialien.
    Praxis-Tipp: Arbeiten Sie mit klaren Überschriften, Hervorhebungen, Farben oder Icons – aber gezielt und in Maßen.
  4. Redundanz-Prinzip: Nicht alles gleichzeitig sagen und zeigen
    Lernende werden schnell überfordert, wenn gesprochener Text gleichzeitig auch vollständig als Schrift auf der Folie erscheint. Das blockiert die Verarbeitungskapazität.
    Praxis-Tipp: Entscheiden Sie sich – entweder für gesprochene oder für geschriebene Sprache. Nie beides gleichzeitig, wenn der Inhalt identisch ist.
  5. Segmentierungs-Prinzip: Inhalte in verdaulichen Portionen anbieten
    Lernmaterial sollte in kleinen, logischen Abschnitten präsentiert werden. So bleibt genug Zeit für die Verarbeitung.
    Praxis-Tipp: Teilen Sie komplexe Themen auf, nutzen Sie Abschnitte, Kapitel oder interaktive Navigation. Geben Sie Raum für Pausen und Wiederholung.
  6. Modalitäts-Prinzip: Lieber Bild und gesprochener Text als Doppelbeschallung
    Kombinieren Sie visuelle Informationen mit gesprochenem Text, statt alles nur schriftlich zu präsentieren. So entlasten Sie den visuellen Kanal und schaffen mehr kognitive Kapazität.
    Praxis-Tipp: Erklären Sie Grafiken oder Abläufe per Audio, statt langen Text darunterzusetzen. Achten Sie auf die Synchronität von Bild und Ton.

Motivation durch Gestaltung

Neben der kognitiven Entlastung hat Gestaltung auch eine emotionale Wirkung bei E-Learning-Präsentationen: Eine übersichtliche, durchdachte Präsentation zeigt, dass Sie Ihre Inhalte ernst nehmen. Und genau das spüren die Lernenden. Wer sich gut abgeholt fühlt, bleibt eher dran. Wer nicht suchen muss, sondern geführt wird, versteht schneller. Und wer merkt, dass das Lernen angenehm ist, bringt automatisch mehr Motivation mit.

Design schafft nicht nur Klarheit, sondern auch Vertrauen. Es entscheidet darüber, ob Ihre Botschaft gehört – oder überblättert wird

Gestaltungstipps für E-Learning-Präsentationen

Die Umsetzung didaktischer Prinzipien in PowerPoint gelingt nicht automatisch – aber sie ist machbar, wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen. PowerPoint bietet viele Möglichkeiten, um Inhalte sinnvoll zu gestalten. Hier finden Sie konkrete Empfehlungen für drei zentrale Bereiche: Texte, Bilder und Interaktivität.

a) Texte: weniger ist mehr

Vermeiden Sie lange Textblöcke. Lernfolien sind kein Ersatz für ein Skript. Halten Sie Ihre Formulierungen knapp und nutzen Sie Stichpunkte, um Informationen übersichtlich zu präsentieren.

Achten Sie auf eine aktive Sprache: Schreiben Sie direkt, klar und ohne unnötige Passivkonstruktionen. Statt „Das Thema wird behandelt“ sagen Sie lieber „Sie erfahren hier, wie …“

Und vor allem: Sprechen Sie Ihre Lernenden direkt an. Die persönliche Ansprache erhöht die Aufmerksamkeit und das Gefühl, gemeint zu sein. Das verbessert nicht nur die Motivation, sondern auch die Verarbeitung der Inhalte.

 b) Bilder und Grafiken: gezielt, nicht dekorativ

Setzen Sie Bilder niemals wahllos ein. Jedes Bild sollte einen inhaltlichen Zweck erfüllen. Fragen Sie sich: Unterstützt dieses Bild die Aussage? Oder lenkt es eher ab?

Platzieren Sie Bilder möglichst nah am zugehörigen Text, um den sogenannten Split-Attention-Effekt zu vermeiden. Wenn Bild und Text räumlich getrennt sind, muss das Gehirn ständig zwischen den Elementen hin- und herspringen – das erschwert die Informationsverarbeitung.

Nutzen Sie außerdem Diagramme, einfache Schaubilder oder Mindmaps, um Zusammenhänge sichtbar zu machen. Solche Visualisierungen helfen gerade bei komplexen Themen, die Übersicht zu behalten.

 c) Interaktive Elemente: Lernen durch Mitmachen

PowerPoint kann mehr als nur statische Slides: Nutzen Sie Hyperlinks, Trigger oder Schaltflächen, um Inhalte interaktiv aufzubauen. So können Lernende z. B. selbst entscheiden, welchen Bereich sie zuerst anschauen und bekommen das Gefühl, ihren Lernweg mitzugestalten.

Bauen Sie kleine Quizfragen ein, zum Beispiel zur Wiederholung oder Selbstüberprüfung. Das muss nicht aufwendig sein – selbst eine einfache Richtig-/Falsch-Auswahl kann das Lernen vertiefen.

Auch Multimedia-Inhalte wie kurze Videos, Audios oder animierte Abläufe können sinnvoll sein – vorausgesetzt, sie passen zum Inhalt. Denken Sie daran: Jede zusätzliche Ebene muss verarbeitet werden. Setzen Sie sie also gezielt und mit Maß ein.

Parissa Kahvand Expertin für PowerPoint und Google Slides Präsentationen. Sales-Story. Präsentationsdesign. Präsentationen für Unternehmen, Pitch und Sales. PowerPoint-Agentur-rauschsinnig

Autorin: Parissa Kahvand. Ich bin Kommunikationsdesignerin mit Schwerpunkt Sales. Ich gestalte Präsentationen, die verkaufen – inhaltlich durch starke Sales-Unterlagen und strategisch durch Sichtbarkeit. Mit meiner PowerPoint-Agentur rauschsinnig helfe ich Unternehmen, überzeugend aufzutreten – klar, durchdacht und immer mit Fokus auf Wirkung.

FAQ – Häufige Fragen zu E-Learning-Präsentationen mit PowerPoint


Was unterscheidet eine E-Learning-Präsentation von einer normalen Präsentation?

Eine E-Learning-Präsentation verfolgt ein klares Lernziel und ist so aufgebaut, dass sie Wissen nicht nur vermittelt, sondern verstehen, anwenden und behalten hilft. Anders als klassische Präsentationen ist sie didaktisch aufgebaut – mit Interaktionen, Wiederholungen und visueller Führung.


Muss ich PowerPoint-Funktionen beherrschen, um gutes E-Learning-Material zu erstellen?

Nein – aber Sie sollten wissen, welche Funktionen sinnvoll sind. Es geht nicht darum, alles zu nutzen, sondern gezielt: Animationen, Trigger, Hyperlinks, einfache Quizfragen – vieles davon lässt sich mit wenigen Klicks umsetzen. Entscheidend ist nicht die Technik, sondern das didaktische Konzept.


Welche Fehler sollte ich beim Gestalten unbedingt vermeiden?

Diese Punkte erhöhen die extrinsische Belastung – und senken die Motivation.


Was, wenn ich keine Design-Erfahrung habe?

Sie müssen nicht Designerin oder Designer sein – aber ein Bewusstsein für gute Gestaltung hilft. Wenn Sie sich an Mayers Prinzipien halten und einfache Regeln (weniger ist mehr, visuelle Klarheit, sinnvolle Struktur) umsetzen, verbessern sich Ihre Präsentationen automatisch.


Können auch Videos oder Ton eingebunden werden?

Ja. PowerPoint unterstützt Video und Ton – und gut eingesetzt, steigern audiovisuelle Elemente die Wirkung deutlich. Wichtig: Sie sollten thematisch passen, technisch funktionieren und nicht zu lang sein. Und vor allem: Sie ersetzen keine klare Struktur – sie ergänzen sie.


Wie halte ich die Aufmerksamkeit der Lernenden?

Indem Sie gezielt mit Abwechslung, Struktur und Ansprache arbeiten.

  • Wechseln Sie Layouts

  • Stellen Sie Fragen

  • Geben Sie Kontrolle (z. B. „Klicken Sie weiter, wenn …“)

  • Verwenden Sie Bilder statt Fließtext

  • Wiederholen Sie zentrale Inhalte gezielt

Design ist Kommunikation. Wer klar kommuniziert, wird besser verstanden.


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